Warum lohnt es sich, auf Kundenwünsche einzugehen? – Interview mit Thorsten Wucherpfennig,  Edeka-Center, Hannover, Gewinner in der Kategorie „Verbrauchermarkt“ bei „Deutschlands bestes Presseregal“

Warum haben Sie bei dem Wettbewerb um den Titel „Deutschlands bestes Presseregal“ mitgemacht?

Zuallererst muss ich da unseren Ansprechpartner vom Presse-Grosso nennen, der uns zur Teilnahme ermutigt hat. Wir haben vor drei oder vier Jahren bereits mit einem anderen Markt am Wettbewerb teilgenommen und auch gewonnen. Wir sind mit unserem jetzigen Markt in Bezug auf Presse etwas eigen und wollten daher gerne mitmachen.

Haben Sie auch einen Umbau in Ihrem Geschäft vorgenommen?

Man kann nicht von einem Umbau sprechen, sondern es ist ein Neubau. Unser Markt ist ein ehemaliger Real-Markt, den wir übernommen und ein Jahr lang grundlegend renoviert haben. Ursprünglich gab es nur einen klassischen Lotto-Laden mit einem Zeitschriftenregal. Wir haben daraus in der Vorkassen-Zone eine Art Kombination aus Zeitschriftenabteilung mit anhängenden Tabakwaren, einer DHL-Paketstation und einem Lotto-Laden kreiert.

Was war Ihrer Meinung nach für den Erfolg des Konzeptes verantwortlich?

Ich denke, dass ein bisschen Eigensinn zum Erfolg geführt hat. Zum Beispiel wollen wir Zeitschriften nicht fächern, wir legen sie nicht übereinander, sondern zeigen die Vollansicht der Zeitschriften. Deswegen ist die Abteilung auch insgesamt etwas größer gestaltet. Dann setzen wir uns viel und intensiv mit den einzelnen Kategorien und Segmenten der Zeitschriften auseinander, sprich welche Kategorie ist wie stark. Und wir passen die Gestaltung des Presseregals entsprechend des Umsatzes der einzelnen Kategorien an. Außerdem haben wir auch jede Menge sortimentsergänzende  Zusatzplatzierungen im Markt.. Und der Erfolg steht und fällt natürlich mit der Pflege des Presseregals durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Welche Rolle spielt das Presse-Grosso für Sie?

Wir haben einen sehr guten Kontakt zum Presse-Grosso und profitieren vom gegenseitigen Austausch. Wichtig ist für uns zum Beispiel zu hören, welche Titel gerade angesagt sind. Wir haben aber auch viele eigene Ideen, die wir durch den regelmäßigen Austausch auch gut umsetzen können.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Zweit- und Sonderplatzierungen?

Wie bereits gesagt, sind die Zweit- oder Sonderplatzierungen auch Teil unseres Erfolgskonzepts. Die Zusatzplatzierungen im ganzen Markt kommen gut an. Wir platzieren zum Beispiel die Eltern-Zeitschrift in der Abteilung mit Babynahrung oder Tier-Zeitschriften beim Tier-Sortiment. So erhalten die Zeitschriften noch einmal eine besondere Aufmerksamkeit und Präsenz.

Welche Mengen- und Umsatzentwicklungen konnten Sie erreichen?

Da der Markt relativ neu und erst seit wenigen Monaten geöffnet ist, ist es nicht ganz einfach zu sagen. Wir haben in unserem Markt eine recht starke Steigerung von 25-30% von Monat zu Monat. In unseren anderen Märkten rechnen wir ebenfalls mit einer moderaten Steigerung gegenüber Vorjahr, was nicht markttypisch ist.

Welchen Rat können Sie anderen Kollegen geben?

Mein Rat wäre: beschäftigt euch mit dem Sortiment und erarbeitet Lösungen gemeinsam mit den Grossisten. Wichtig ist das wirkliche Interesse am Presseregal. Auch die Sonderplatzierungen im Lebensmittelbereich sind sehr erfolgreich, wie beispielsweise die recht hochpreisige Zeitschrift “Beef”, die wir an der Fleischabteilung platzieren und dadurch die doppelt bis dreifache Menge an Exemplaren verkaufen.

Was begeistert Ihre Mitarbeiter am Presseregal?

Meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern macht diese großzügige Zeitschriftenabteilung sehr viel Spaß.  Es sind alle Titel gut zu sehen und die Pflege des Presseregals ist dadurch deutlich leichter. Die Kommunikation mit dem Kunden ist auch sehr besonders und bringt Freude. Das Gesamtpaket stimmt einfach, es hat eine Art Kiosk-Charakter bei uns.

Was schätzen Sie persönlich am Pressesortiment? 

Ich schätze auf der kaufmännischen Seite vor allem den risikolosen Umsatz, den man mit dem Pressesortiment generieren kann. Ich habe kein Risiko, weil ich die übrig gebliebenen Zeitschriften in Remission bringen kann und diese vergütet werden. Das geht ja zum Beispiel mit Lebensmitteln, die an ein MHD gebunden sind, nicht. Und ich persönlich finde auch, dass das Pressesortiment insgesamt einfach Freude macht.

Hat sich bei Ihren Kunden das Kaufverhalten für Presseprodukte seit Beginn der Corona-Pandemie verändert?

Aus meiner Beobachtung kann ich nur sagen, dass das Interesse der Kunden mehr in Richtung Fachzeitschriften geht. Sehr verwunderlich ist für mich das ungebremste Interesse an TV-Zeitschriften. Die Tageszeitung dagegen leidet leider, da merkt man schon einen deutlichen Rückgang. Ich glaube trotzdem, dass es wie bei Büchern immer ein Interesse an Zeitschriften geben wird.

Fotos©Christian Bierwagen